Susanne Keitemeier 15. September 2013
Heute geht es in unserer Serie über alte Rotter Vereine um die Landwirtschaft. An diesem Bericht kann man erkennen, dass Rott vor 100 Jahren land- und forstwirtschaftlich geprägt war. Wie alle Artikel zu diesem Thema ist der Bericht auch diesmal aus dem Buch „Rott Erinnerungen – Band 3“ entnommen:
Gemäß landrätlicher Verfügung vom 23.03.1866 beschloss der Gemeinderat von Rott am 09.04.1866 der „Schlesischen Viehversicherungs-Gesellschaft zu Breslau“ mit 114 Stück Rindvieh beizutreten, um so den Verlusten aus der verheerenden Rinderpest begegnen zu können. Der Beitritt erfolgte versuchsweise und vorläufig für ein Jahr. Die Versicherungsprämie sollte aus den Erträgen der Holzverkäufe des Gemeindewaldes bestritten werden. Der Vertrag wurde von der Gemeinde Rott auf Grund unterschiedlicher Auffassungen zur Prämienzahlung nicht verlängert.
Auf Einladung Bürgermeister Heidgens, der aus versicherungstechnischen Überlegungen um eine große Beteiligung bat, fand am 24.04.1887 im Saale Johann Jakob Jungblut eine Gründungsversammlung zur Bildung eines „Vereins zur gegenseitigen Versicherung gegen Verlust an Rindvieh“ statt, auf dem entsprechende Statuten beschlossen wurden. Danach wurden von der Versicherung ausgeschlossen: Rindvieh unter 6 Monaten; Landwirte, die nur einen Teil ihrer Rinder versichern lassen wollen; Rindvieh, dass bereits anderweitig versichert ist; Landwirte, die sich gegen den Verein unreell verhalten; Beißvieh; Viehhändler. Es traten 40 Viehbesitzer mit 82 Stück Rindvieh dem Viehversicherungsverein bei. Die Versicherungssumme betrug damit insgesammt 10.070 Mark. Zwar waren bis zum 07.01.1888 noch keine Entschädigungen aus der Versicherung gezahlt worden, jedoch waren die Mitglieder außer den Eintrittsgelden auch die fälligen Beiträge schuldig geblieben. Die dörfliche Viehversicherung auf Gegenseitigkeit nahm damit einen schlechten Anfang. Gleichwohl beschloss der Verein in seiner Generalversammlung am 15.01.1888, zu der außer dem Vorsitzenden Peter Küpper, dem Stellvertreter Paul Roentgen, dem Rendaten und Lehrer Joh. Paul Schmetz, Jacob Hütten und Daniel Schwarz aus dem Vorstand nur 12 Mitglieder erschienen waren, dem Rückversicherungsverin des Kreises Montjoie beizutreten. Als die Versicherung wegen einer am 24.12.1888 an Milzbrand verendeten Kuh des Landwirts Hubert Winkhold zahlen mußte, ging der Geschädigte leer aus.
Ein Jahr später am 01.01.1889 näherte sich der „Viehversicherungsverein“ bereits seinem Ende,
- da 10 Mitglieder ausgetreten waren,
- da auf der Generalversammlung im November 1888 nur 7 Mitglieder zugegen waren,
- da die zweite Generalversammlung ebenfalls schwach besucht war,
- da der Vorstand seine Ämter zu Wahl anbot,
- da kein Geld in der Kasse war.
Um die Jahrhundertwende dann muss sich in Rott eine bäuerliche Vereinigung unter dem Namen „Landwirtschaftliches Kasino Rott“ gebildet haben, als deren Vorsitzender im Jahre 1905 der Kasinodirektor Gigo und als deren Schriftführer der Lehrer Karl Ohlemüller fungierten. In der Kasinoversammlung vom 12.03.1905 sprachen sich die Mitglieder einstimmg für die wirtschaftliche Zusammenlegung der Feldflur aus, die im Jahre 1912 ihren Abschluß fand. Mit Datum vom 15.02.1914 wandte sich Franz Moll für den Vorstand des „Landwirtschaftlichen Kasinos“ an den Bürgermeiester Franken mit der Bitte, in einer Versammlung des Kasinos zur Bildung eines Viehversicherungsvereins einen Vortrag zu halten, da eine solche Gründung in Rott bereits zweimal gescheitert sei. Dabei möge er auch zum Anschluß an den Roetgener Viehversicherungsverein oder Kreisversicherungsverein Stellung nehmen.
Am 05.11.1922 beschloss die Kasinoversammlung, die Viehwaage, die fast eineinhalb Jahre im Freien stand, beim Gastwirt Freidrich Winkhold unterzustellen. Für den Vorstand beantragte Josef Krutt beim Gemeinderat die Übernahme der Unterbringungskosten. Dem Antrag wurde stattgegeben. Das Landwirtschaftliche Kasino bestand bis zum Anfang der 30er Jahre.
Quelle: Rainer Hülsheger, “Rott Erinnerungen, Band 3 ”
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