Wussten Sie schon? – Ortsgeschichte – 500 Jahre Rott, 1503 – 2003
Susanne Keitemeier 15. Dezember 2012
„Die erste urkundliche Erwähnung Rotts datiert aus dem Jahre 1503, als ein Clais op dem Raede als abgabepflichtig in den Forstmeisterrechnungen aktenkundig wird. Der Ort mag noch einige Jahre älter sein, denn die Forstmeisterrechnungen beginnen erst mit dem Jahre 1502/1503.
Seine Entstehung ist nicht der landwirtschaftlichen Nutzung des Bodens zu verdanken, sondern beruht wie die der ebenfalls im Tal der Vicht gelegenen Orte Zweifall (1423), Mulartshütte (1503) und Roetgen (1475) auf der Erschließung und Verhüttung der dort anzutreffenden Eisenerze. Während jedoch Zweifall und Mulartshütte selbst Produktionsorte der vorindustriellen Eisenindustrie waren, dienten Roetgen aber insbesondere Rott, deren Namen sie schon als Rodungsorte im Waldgürtel ausweisen, nur der Zulieferung der Holzkohle aus dem Betrieb von Holzkohlenmeilern, die in Rott über 100 Jahre von etwa 1550 bis 1650 eine Hochkonjunktur erlebten, bis die Wälder schließlich aus-gekohlt waren. Danach war Rott, dessen Boden nur von geringer landwirtschaftlicher Produktionskraft war, der Armut preisgegeben. Zugleich wird deutlich, dass Rott als Rodungsinsel schon damals im Wald eine wesentliche wirtschaftliche Grundlage besaß, gab er den Einwohnern doch Holz zum Bauen und Heizen, zusätzliche Weideflächen für Schweine- und Rindvieh, Waldgras als Viehfutter und das herabgefallene Laub als Stallstreu und damit als Dünger. Dass die
Rotter sich dabei auch schon einmal mehr aus dem Wald herausgeholt haben, als ihnen zustand, belegen die Namen von Waldfrevlern. Jedoch nicht nur Viehwirtschaft haben die Einwohner Rotts betrieben, sondern in bescheidenem Maße Getreidewirtschaft, deren Korn sie bis 1663 in der Mühle Belgenbachtal zu mahlen hatten.
Kirchlich gehörte Rott zur Mutterpfarre des Monschauer Landes St. Pankratius in Konzen. Dort hatte man die Sakramente zu empfangen, sich taufen und beerdigen zu lassen sowie Ehen zu schließen. Der lange Fußweg nach Konzen hat jedoch viele Einwohner bewegt, nach St. Stephan in Kornelimünster zur Kirche zu gehen, sich dort zwischen 1674 und 1752 in der Rosenkranzbruderschaft als Mitglieder registrieren zu lassen und auf diese Weise Kirchenrechte zu erwerben. Ihre Toten ließen sie gewöhnlich in Hahn, welches zur Pfarre St. Stephan gehörte, beerdigen. Dies geschah sogar mit Duldung des Pfarrers in Konzen.
Mit der Errichtung einer Kapelle in Roetgen im Jahre 1660 erhielt Roetgen den Status einer Filialkirche von Konzen und die Rotter wurden unter Androhung von Strafe aufgefordert, sich der Seelsorge des Rektors der Roetgener Kapelle zu unterstellen. Die Einwohner Rotts strebten jedoch die Errichtung einer eigenen Kapelle und die Anstellung eines eigenen Geistlichen an.
Der Pfarrer Konzens stimmte diesem Wunsche zu, so dass im Jahre 1717 der Grundstein zur Erbauung einer kleinen Kapelle gelegt werden konnte. Nachdem die Rotter ihre Kirche aus eigenen Mitteln erbaut und für Unterhaltung eines Geistlichen Vorsorge getroffen hatten, ernannte Pastor Merckelbach von Konzen seinen Kaplan Anton Kohnen zum ersten Rektor der kleinen Filialkirche, die im Jahre 1721 dem heilgen Antonius von Padua geweiht wurde.
Nachdem 1801 unter französischer Besatzung das Bistum Aachen geschaffen worden war. erhob dessen erster Bischof Markus Antonius Berdolet im Jahre 1804 alle Orte. die eine eigene Kirche besaßen, und damit auch Rott, zu selbständigen Pfarreien. Da die Einwohner Mulartshüttes mit der Erbauung einer Kirche in Rott nun nach hier zur seelsorglichen Betreuung gingen, wurde Mulartshütte im Jahre 1775 der Pfarre Konzen und damit Rott zugeschlagen. Im Jahre 1807 wurde es der Pfarre Venwegen unterstellt.
Das alte Pfarrhaus und die alte Kapelle brannten im Jahre 1833 ab. Beide Gebäude wurden in den folgenden Jahren im neoklassizistischen Stile neu erstellt, und der damalige Pastor Hyronimus Dahner wählte den hl. Quirinus, dessen Reliquie bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts nach Rott gekommen war, zum zweiten Pfarrpatron. Dies geschah am 4. September 1836. Daher finden in Rott in der ersten Septemberwoche die Quirinusoktav und anschließend Kirmes und Schützenfest statt. Der hl. Quirinus wird bei Gicht- und Rheumaleiden angerufen. Der Strom der Pilger schwoll in den folgenden 100 Jahren so stark an, dass die kleine Kirche häufig überfüllt war und auch draußen die Messe gelesen wurde. Daneben entwickelte sich in den Straßen ein reges Markt-und Kirmestreiben.
Die aus Dankbarkeit nach dem 2. Weltkrieg entstandene Kreuzweganlage auf dem Giersberg nimmt seit den 50er Jahren in der KAB-Wallfahrt die Tradition der alten Quirinuswallfahrt in sich auf.
Die Einwohner Rott fanden ihren Lebensunterhalt in der Forstwirtschaft oder einer kleinen Landwirtschaft, die jedoch zumeist als Nebenerwerb betrieben wurde. Hauptberuflich war man in den Gewerbebetrieben und Industrien des Raumes Aachen und Stolberg beschäftigt.
Die Bevölkerungsentwicklung verlief von 1800 bis 1950 sehr gleichmäßig, indem sich die Zahlen in 150 Jahren von rund 230 auf rund 540 steigerten, während sie seitdem in nur 40 Jahren durch den starken Zuzug eine Verdreifachung erlebte.“
Quelle: Rainer Hülsheger, „500 Jahre Rott 1503-2003, Heimatblätter des Kreises Aachen“
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